Liebe Kunstfreunde,
Heute Abend sind wir zusammengekommen, um Oskar Brunner zu würdigen. Wir freuen uns über die vielen Besucher, die zur heutigen Vernissage gekommen sind; ganz besonders glücklich sind wir über die Anwesenheit von Anne Brunner, der Frau des Künstlers, die zu diesem Anlass extra aus Berlin angereist ist.
Manche unter uns hatten das große Glück Oskar zu begegnen, viele werden dieses Glück nicht mehr erfahren. Oskar hat uns leider letztes Jahr verlassen. Mit seinen Bildern aber hat er uns einen Schatz hinterlassen, eine Verbindung zu ihm und seiner Kunst, eine Reise in seine Welt, in die er uns jetzt mitnimmt.
Geboren ist Oskar Brunner 1945 in Seligenstadt und arbeitete lange Jahre in Nürnberg als freischaffender Künstler. Seit seiner Kindheit malte er ununterbrochen, ging aber berufliche Umwege. Durch seine Freundschaft mit Oskar Koller und die Ermunterung, die er von ihm erfuhr, wagte er den Schritt in die freie berufliche Künstlerlaufbahn. Er leitete Malkurse, Malstudienreisen, war Dozent in verschiedenen Akademien (u. a. Faber-Castell und Bad Reichenhall), publizierte Malbücher. Er bereiste und bemalte die ganze Welt, erhielt Aufträge von Nürnberg bis Südafrika und zog mit seiner Frau Anne vor ein paar Jahren nach Berlin, wo er sich den Großformaten zuwandte. Die Afrika Bilder z. B, die im Flur hängen sind aus letzter Zeit. (Sein letztes Bild maß 2 x 3 Meter).
Aquarell, Acryl, Öl: Er beherrschte alle Medien. Er entwickelte sich unentwegt, schnell und mit großer Begeisterung. Sein Malstil war und bleibt unverwechselbar. Er war spontan und risikofreudig. Diese grenzenlose Energie, diese positive Kraft, dieses unendliches Vertrauen in das Leben sind in seinen Bildern körperlich spürbar. Seine künstlerische Entwicklung nahm erst mit dem Tod ein Ende. Wir, Petra und ich, hatten das Privileg, sie für eine kurze Zeit mit zu erleben.
Manchmal ist das Leben magisch.
Manchmal erfährt man das Besondere.
Manchmal begegnet man einem Menschen, der einen verändert, der Spuren hinterlässt.
Genau dies ist uns, Petra und mir, vor 8 Jahren passiert, denn vor 8 Jahren lernten wir den Maler und Künstler Oskar Brunner kennen: Auf der Suche nach Veränderungen buchten wir einen Aquarellkurs bei Faber-Castell: Er war unser Kursleiter.
Diese Begegnung hat uns verändert. Als Malerinnen und als Menschen. Für uns hatte bis dahin das Malen viel mit Arbeit, Akribie, ja sogar manchmal Verbissenheit zu tun. Damals war Aquarell unser einziges Medium und jeder, der sich mit Aquarellmalerei schon beschäftigt hat, weiß, dass dies „Königin der Kunst“ einen zum Verzweifeln bringen kann.
In dem ersten Workshop mit ihm wurden unsere Überzeugungen über Bord geschmissen. Er, der mehr wie ein Athlet als wie ein Künstler aussah, malte so federleicht und gleichzeitig so kraftvoll, dass es uns umgehauen hat. Wir, die bis dato nur im Sitzen und ganz sorgfältig vorgezeichnet hatten, um dann erst mit viel Vorsicht zu Aquarellfarben zu greifen, beobachteten verblüfft und verzaubert, wie er im Stehen ganz locker mit einem für unsere Begriffe riesigen Pinsel Farben auf einem Papierbogen der Dimensionen eines kleinen Tisches explodieren lies.
Die Veränderung hatte begonnen.
Diese nahmen wir nicht sofort wahr, denn Oskar hat Menschen viel Raum und Zeit gelassen. Raum, um sich zu entfalten, Zeit, um entspannt dahin zu kommen. Es war eine stille Veränderung, denn Oskar war ein Mentor und ein Freund, der nie Druck ausübte. Vielmehr hat seine wunderbare Warmherzigkeit uns in seinen Bann gezogen und uns die Gewissheit geschenkt, dass Malen an erster Stelle eine Freude, ein Genuss sein soll.
Von Verbissenheit zum Genuss…Was für eine Veränderung für eine Malerin. Aber Malen, Empfinden, Denken…Das Alles ist so eng miteinander verwoben, dass es auch uns als Menschen verändert hat. Für immer.
Die Freundschaft mit ihm und seiner Frau Anne entwickelte sich und Oskar stellte auf unsere Bitte vor 2 Jahren in Burbach in unserem Atelier in der Römerpassage aus. Ein Workshop fand gleichzeitig statt. Die Resonanz war groß.
Gerne würden wir Sie auf die Spuren eines begnadeten Künstlers, Spuren eines außergewöhnlichen Menschen, Spuren eines unersetzlichen Freundes mitnehmen.
Gerne würden wir Sie an der Warmherzigkeit, der Großzügigkeit, der Lebensfreude Oskars teilhaben lassen, denn auch wenn wir ihm nicht mehr persönlich begegnen können, strahlen seine Bilder diese besondere Aura aus. Es war reines Glück mit ihm zusammen zu arbeiten. Es ist reines Glück, sich von seinen Bildern einfangen zu lassen.
Wir haben keine akademische Kunstausbildung. Sie werden entschuldigen, dass wir hier keine Bildanalyse durchführen. Aber das Wunderbare an Oskars Bilder ist, dass sie uns im Herzen treffen und das mit einer solchen Wucht, dass Erklärungen nicht zwingend sind. Seine Bilder machen glücklich.
Er hat das Leben geliebt: Das sieht man. Er hat die Welt geliebt: Das sieht man. Er hat die Menschen geliebt: Auch das sieht man. Glück: Das ist sein Geschenk an uns.
Seine Bilder sprechen für sich. Wie Edgar Degas es trefflich sagte: “Bei Leuten, die etwas von der Kunst verstehen, bedarf es keiner Worte. Man sagt: „MH! AH! Oder OH!“ und damit ist alles ausgedrückt.“
Wir wünschen Ihnen heute Abend viele AH’s und OH’s, lassen Sie sich verzaubern von Oskars Bildern, lassen Sie der Magie heute Abend Spielraum. Es lohnt sich. Sie werden glücklicher nach Hause gehen. Und darauf kommt es an.
Zu sagen bleibt: Wir sind unendlich dankbar, Oskar begegnet zu sein und unendlich traurig, ihn so früh verloren zu haben. Als Künstler war er einmalig, als Freund wird er unersetzlich bleiben.
Zuletzt möchten wir uns, auch im Namen Anne Brunners, bei Herrn Bürgermeister Christoph Ewers und der Kulturbeauftragten Katrin Mehlich dafür bedanken, dass sie diese Ausstellung, die im letzten Herbst aufgrund von Oskars Krankheit abgesagt werden musste, kurzfristig ermöglicht haben. Danke für ihre Großzügigkeit und die Selbstverständlichkeit, mit der sie uns nach Kräften unterstützt haben.
Wir wünschen Ihnen Allen einen wunderbaren Abend mit den Bildern des Künstlers Oskar Brunner.